16/06/2020 Dr. Dominik Faust

Change der Woche: Disruption von Automarken

COVID-19 Pandemie werden nicht alle Hersteller überleben

Die Automobilindustrie kam bereits vor der Coronakrise kräftig ins Stottern. Das Auto als Statussymbol hatte sich überlebt, als mobile Softwareplattform hatten es erst wenige Hersteller begriffen. Hinzu kamen hohe Investitionen in E-Antrieb und Digitalisierung, Handelsstreitigkeiten und eine bereits schwächelnde Konjunktur. Beschleunigt durch die Pandemie-bedingte Rezession droht jetzt einigen Autoherstellern das Aus. Namentlich Ford, Nissan, FCA, Honda, PSA und Renault haben zu kämpfen. Dieser Change wird für viele Betroffene sehr hart werden. Historisch gesehen, ist die Disruption von Automarken jedoch normal. Das zeigt ein Blick auf die deutsche und amerikanische Autoindustrie-Geschichte.

„Diese Krise werden nicht alle Autohersteller überleben“, bestätigt Constantin M. Gall. Er leitet den Bereich Automotive & Transportation bei EY. Wie die Beratungsgesellschaft vergangene Woche mitteilte, schrumpfte der Gesamtgewinn der 17 größten Autokonzerne der Welt im ersten Quartal 2020 um 58 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. Das war der niedrigsten Stand seit 2009. Tief in die Verlustzone gerieten Ford (-834 Millionen EUR), Nissan (-789 Millionen EUR), Fiat Chrysler (FCA: -112 Millionen EUR) und Honda (-47 Millionen EUR). Der Umsatz aller 17 Firmen ging um neun Prozent zurück, bei PSA (Citroën, DS, Opel, Peugeot, Vauxhall) um 29 % und bei Renault um 26 %. Die Zahl der verkauften Neuwagen sank bei allen 17 weltweit um 21 Prozent. Für das zweite Quartal ist mit weiter rückläufigen Zahlen zu rechnen.

Wer erinnert sich heute noch an Hanomag?

Ein Welt ohne Nissan, Renault oder eine andere bekannte Automarke? Das ist emotional derzeit vielleicht schwer vorstellbar. Aber es wird passieren. In der Wirtschaftsgeschichte Deutschlands finden sich über 500 (sic!) Automobilhersteller, die es längst nicht mehr gibt. Sie versuchten, sich zu transformieren (wie einst die Adlerwerke in Frankfurt am Main, die am Ende Büromaschinen herstellten), fusionierten mit Mitbewerbern (wie DKW, Horch und Wanderer mit und zu Audi) oder verschwanden völlig sang- und klanglos (wie 1984 Hanomag in Hannover).

Disruption von Automarken in den USA

Auch in den USA sind immer wieder neue Automarken entstanden und nach ein paar Jahren oder Jahrzehnten verschwunden. Wer erinnert sich noch an Oldsmobile, Pontiac oder Mercury? Oldsmobile übernahm bereits 1908 General Motors. Am Ende waren die Fahrzeuge dieser Marke kaum mehr von einem Chevrolet oder Buick zu unterscheiden (GM), sodass die Marke 2004 verschwand. Der Pontiac folgte 2010 im Nachgang zur Lehman-Pleite. Ein Jahr später ereilte den Mercury das gleiche Schicksal unter dem Dach von Ford. Der DeLorean oder der Hummer sind 40 bzw. zehn Jahre nach ihrem Verschwinden nur wegen ihres vormaligen Kultstatus noch im kollektiven Automobilgedächtnis.

Die Disruption von Automarken wird also weitergehen. Dann werden wieder Marken verschwinden, die uns heute noch vertraut sind. Manche tauchen aber vielleicht eines Tages wieder aus der Versenkung auf – eventuell auf einem anderen Kontinent und mit einem anderen Antrieb. Auch dafür gibt es etliche Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit.

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Dr. Dominik Faust

Der Autor verbindet operative Change-Leadership-Erfahrung mit hoher Methodenkompetenz sowie zertifizierte Veränderungs-Kompetenz mit multimedialer Storytelling-Expertise. Er verfügt über langjährige Expertise und etliche Zertifikate in Change Leadership, Change Management, digitaler Kommunikation und Facilitation. Als Führungskraft (+70 MA) und Top-Management-Berater hat er bereits zahlreiche Wandelvorhaben erfolgreich initiiert und konzipiert. Dominik promovierte über notwendige Veränderungen internationaler Organisationen zur Steigerung ihrer Effektivität und Effizienz. Auf Basis seiner breiten theoretischen und praktischen Change-Expertise berät er im viadoo-Team erfolgreich Führungskräfte auf C-Level.