Wer bisher gedacht hat, dass sich der digitale Wandel in der Automobilindustrie selbst regulieren könnte, wird von der Beratungsgesellschaft Arthur D. Little eines Besseren belehrt. Die Experten sind überzeugt, dass die staatliche Regulierung der entscheidende Faktor für die automobile Zukunft ist. Die Präferenzen von Autofahrern und der technische Fortschritt seien nicht die wirklich differenzierenden Faktoren für die Prognosen zur Zukunft des Autos: „Es ist zuallererst die staatliche Regulierung, die über Form und Umfang der zukünftigen Mobilität entscheidet und den Unterschied machen wird.“ Davon gibt sich der Autor der Studie „The Future of Automotive Mobility“, Klaus Schmitz, überzeugt.
Eine solche Regulierung könnte darin bestehen, in den Megastädten dieser Welt den heutigen öffentlichen Nahverkehr teilweise mit Robotaxis zu ersetzen, statt Autos massiv aus den Städten weg zu regulieren. Diese Annahme haben die Autoren ihrer Studie zugrunde gelegt und mögliche Folgen für die Automobilindustrie entwickelt: In einem moderaten Szenario implementieren bis zum Jahr 2030 elf Metropolregionen auf der Welt „Mobility on Demand“-Angebote. Der globale Fahrzeugabsatz würde dadurch auf 121 Millionen Fahrzeuge im Jahr steigen. Das entspricht einem Wachstum um 39 Prozent im Vergleich zu heute. Beim progressiven Szenario rechnen die Autoren mit 52 Vorreiterstädten. Der Absatz an Fahrzeugen läge dann bei 119 Millionen, einem Plus von 34 Prozent.
Ein Problem für die Hersteller besteht in beiden Szenarien darin, dass sie den Direktzugang zum Mobilitätskunden verlieren könnten. Denn mit Robotaxis in Megastädten würden Millionen von Einzelkunden durch wenige, sehr große und multinationale Flottenbetreiber ersetzt werden. Klaus Schmitz warnt daher: „Diese könnten die beherrschende Rolle der OEMs im Ökosystem übernehmen, da sie über direkten Kundenzugang sowie erhebliche Volumenmacht verfügen würden. Dies wäre insbesondere ein Problem für heutige Premiumhersteller.“ Im schlimmsten Fall könnten sie zum Lieferanten für die Betreiber mutieren, was mit reduzierten Margen einhergehen würde.
Auf der Basis einer globalen Kundenbefragung unter 6.500 Teilnehmern wurden mehr als 100 führende Fachleute internationaler OEM und Zulieferer befragt und damit die von Arthur D. Little entwickelten Zukunftsszenarien und -Modelle abgeglichen.
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